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Umweltbedingte Steuerung der Diversität, Evolutionsraten und Taxa-Lebensdauer Neogener Radiolarien der Antarktis

David B. Lazarus

Zusammenfassung

Antarktische neogene Tiefseesedimente enthalten ausgezeichnete Aufzeichnungen der Faunenevolution auf Artenebene. Diese können verglichen werden mit äquivalenten Befunden über Umweltveränderungen anhand stabiler Kohlenstoff- und Sauerstoff-Isotopen und mit Änderungen der planktonischen Lebewelt, die sich in den Werten für Karbonat und biogenem Silikat im Sediment abbilden. Eine Synthese der Paläoenvironmentdaten und der Analysedaten der Radiolarienvorkommen dreier Autoren der ODP Legs 119 und 120 des Kerguelen Plateaus zeigt eine inverse Korrelation zwischen der generellen Radiolariendiversität und der abgeleiteten Produktivität des Environments. Höher diverse Faunen von Spumellarien (die vermutlich teilweise Symbionten beherbergen) finden sich in früh-neogenen Sedimenten geringer Produktivität reich an kalkigem Phytoplankton. Diese Faunen werden ersetzt durch geringer diverse, vermutlich in tieferen Wasserschichten lebenden Nassellarien-dominierten Faunen (größtenteils ohne Symbionten) im späteren Neogen, gleichzeitig mit der Entwicklung höherer Produktivität im spät-neogenen südlichen Ozean. Hauptumbruchsereignisse und Zunahmen der durchschnittlichen Aussterberraten sind assoziiert mit der mittel-miozänen und end-miozänen Zunahme der Vereisung und den zunehmenden Produktivitätsschüben in der Antarktis. Die Lebensdauer der Arten nimmt während des Neogens ebenfalls deutlich ab; ein Phänomen, das von känozoischen Mikrofossilien bisher noch nicht beschrieben worden ist. In älteren Sedimenten wurde eine bimodale Verteilung der Taxon-Lebensdauer beobachtet, obwohl dieses Phänomen ein Artefakt der Datenanalyse darstellen kann. Obwohl Umweltveränderungen der primär bestimmende Faktor für evolutive Veränderungen dieser Faunen zu sein scheint, werden die biologisch vermittelten, sekundären Effekte, hervorgerufen durch Veränderung des physikalischen Environments (z.B. Produktivität und Nährstoffverfügbarkeit), als die unmittelbare Ursache für das Vorantreiben der Evolution angesehen.

Schlüsselworte: Mikrofossilien, Aussterbeereignisse, Speziation, Plankton, Paläoozeanographie, Ocean Drilling Program

Übersetzung: Dr. Susanne Feist-Burkhardt, Department of Palaeontology, The Natural History Museum, London SW7 5BD, England, UK