Paläontologische und ichnologische Bedeutung von Mikrobohrungen in quartären Foraminiferen

Kurt Søren Svensson Nielsen, Jan Kresten Nielsen und Richard Granville Bromley

Zusammenfassung

Eine große Zahl quartärer Foraminiferen, die von mehreren Lokalitäten weltweit gesammelt wurden, zeigen Anzeichen von Bioerosion in ihrer Schale. Diese Bioerosionsspuren bestätigen, dass Fraß und Parasitismus an benthischen Foraminiferen weit verbreitete Phänomene in modernen und fossilen marinen Environments sind. Außerdem unterstützen Funde einzelner Bohrungen in verschiedenen Kammern von Schalen planktonischer Foraminiferen die Hypothese, dass ein oder mehrere unbekannte planktonische Organismen lebene Foraminiferen fressen. Die Beobachtung einer verheilten Bohrung in der Schale einer planktonischen Foraminifere deutet darauf hin, dass zumindest einige planktonische Foraminiferen den Angriff des unbekannten Räubers überleben.

Das Vorkommen einer der Spuren, Fossichnus solus igen. et isp. nov., zeigt Hinweiß darauf, dass ihre Verteilung durch Environmentparameter gesteuert wird. Fossichnus solus isp. nov. ist durch eine einzelne Rinne mit kreisförmigem bis ovalem Umriss gekennzeichnet und stellt sehr wahrscheinlich eine Anheftungsstruktur dar. Da F. solus isp. nov. Teil einer Entwicklungssequenz ist, die zu Oichnus simplex führen kann, kann sie alternativ als aufgegebene Fraßspur interpretiert werden. Andere Bioerosionsstrukturen werden zum ersten Mal dokumentiert. Eine siebförmige Bohrung wird wegen ihrer Seltenheit in offener Nomenklatur belassen. Ein sichelförmiges Loch und ein rinnenförmiges Loch werden als Oichnus aff. asperus, beziehungsweise O. aff. paraboloides in offener Nomenklatur beschrieben.

Fossichnus solus isp. nov. tritt in ihrem zeitlichen und geographischen Verbreitungsgebiet relativ häufig auf. Deshalb wird diese Ichnospezies als ein potentiell nützlicher paläoökologischer Marker betrachtet. Die siebförmigen Bohrungen Oichnus aff. asperus und O. aff. paraboloides sind im Gegensatz dazu alle nur sehr selten und deshalb derzeit von nur eingeschränktem paläoökologischen Nutzen.

Schlüsselworte:  Foraminiferen, Bioerosion, Ichnotaxonomie, Pleistozän

Übersetzung: Dr. Susanne Feist-Burkhardt, Department of Palaeontology, The Natural History Museum, London SW7 5BD, England, UK