Oligozäne terrestrische Ablagerungen aus NorDwest Äthiopien: ein vorläufiger Bericht über Paläoumwelt und Paläontologie

Bonnie F. Jacobs, Neil Tabor, Mulugeta Feseha, Aaron Pan, John Kappelman, Tab Rasmussen, William Sanders, Michael Wiemann, Jeff Crabaugh, und Juan Leandro Garcia Massini

Zusammenfassung

Aus dem Paläogen Afro-Arabiens gibt es nur wenige dokumentierte Fossilfunde, von denen die meisten aus küstennahen Ablagerungen stammen. Wir stellen hier sedimentologische und paläontologische Daten kontinentaler Ablagerungen aus dem Oligozän von Nordwest Äthiopien vor. Darin wurden in großer Häufigkeit Pflanzenfossilien und einzigartige Wirbeltiervergesellschaftungen gefunden, was die Wissenslücken über das Paläogen des kontinentalen Afro-Arabiens schließt. Das Forschungsgebiet liegt ungefähr 60 km westlich von Gondar, Chilga Woreda, umschließt ein Gebiet von etwa 100 km2 und umfaßt laut radiometrischen Untersuchungen und paläomagnetischer Chronostratigraphie nur 1 Mio Jahre. Die sedimentären Ablagerungen sind 150 m mächtig und werden von kaolinitischen und smektitischen Tonsteinen sowie Tuffen dominiert. Fünf Hauptpaläobodentypen werden unterschieden und als Protosole (vergleyt oder ferrisch), Histosole, Gleysole, Vertisole und Argillisole interpretiert. Unterschiedlich schlechte Abflußbedingungen führten zu lateral verschiedener Ausbildung der Paläoböden, weswegen stratigraphische Wechsel vermutlich auf laterale Veränderungen der Abflußbedingungen zurückzuführen sind. Wirbeltierfossilien treten in Sedimenten, die mit ferrischen Protosolen assoziert werden in Verbindung mit Frucht-, Samen- und Blattabdrücken auf. Pflanzenfossilien treten auch als in situ Wälder in Hochgebieten zwischen Flußläufen, komprimierte Blätter und Blüten im Zusammenhang mit in situ inkohlten Bäumen in so genannten „overbank“ Ablagerungen (vergleyte Protosole), sowie als komprimierte Blätter, Zweige und Samen in Tuffen auf. Die fossilen Pflanzenvergesellschaftungen lassen auf artenreiche, 20 bis 35 m hohe Wälder mit örtlich heterogener Zusammensetzung schließen, wobei sowohl häufig (Leguminosen) als auch selten (Palmen) in heutigen Wäldern vertretene Familien vorkommen. Die sedimentologischen und paläontologischen Daten lassen auf eine nahezu ebene Landschaft schließen, in der mäandrierende Flüsse und ausgiebige Regenfälle eine üppige Vegetation hervorbrachten. Über einige Zeit kam es zu periodischen Ascheregen. Eine einzigartige endemische Fauna archaischer Säugetiere wie zum Beispiel Arsinoitheren und primitive Hyracoiden lebten dort zusammen mit den ersten Deinotheren.

Schlüsselwörter: Äthiopien; Paläoböden; Paläobotanik; Wirbeltierpaläontologie, Paläogen, Oligozän

Übersetzung: Sebastian Meier. The Natural History Museum, Cromwell Road, London SW7 5BD, England, UK.